S wie …

Saturnalia oder Saturnalien

Ursprünglich war es ein Fest der Bauern am 17. Dezember im römischen Reich, ein Fest um die Wintersonnwende. Es stand in Verbindung mit dem Ende der Winteraussaat und wurde zu Ehren vom Gott Saturn (Gott der Aussaat oder des Ackerbaus) gefeiert.  Der Gott Saturn wird oft mit einer Sichel und / oder Getreide abgebildet. Der Ackerbau wird als Grundlage der Zivilisation angesehen: „saturare“ bedeutet „sättigen“ auf Deutsch. Mit der Zeit wurde es zu einem Fest mit Opfer und grosses Gelage. Erst ab 45 v. Chr. wurde es ein mehrtägigen Fest vom 17. bis 23. Dezember.

An diesem Tag bzw. in dieser Woche waren alle öffentlichen Gebäude bzw. Einrichtungen geschlossen: es wurde keine Rechtsprechung durchgeführt und es wurde nicht gearbeitet.  Zuerst gab es ein Opfer vor dem Tempel von Saturn, einer der ältesten Tempel auf demForum Romanun in Rom und anschließend öffentliche Speisungen.

Bei privaten Feiern trugen die Männer keine Toga sondern bequeme Tuniken und pillei – eine Kopfbedeckung, die normalerweise nur freigelassen Skalven trugen. Die Grenzen zwischen Sklaven und Herren wurden aufgehoben und sie tauschten die Rollen! Die Sklaven wurden durch die Herren bedient. Der Philosoph Seneca nannte es die „verkehrte Welt“! Im Gegensatz zum restlichen Jahr wurde das Würfelspiel geduldet. Zum Saturnalia-Fest beschenkten sich auch die Menschen. Während des Festes wurden (Spot-) Gedichte oder Rätsel aufgesagt. Des weiteren wurde ein saturnalicus princeps (Fürst) oder rex bibendi (Trinkkönig) gewählt, der entscheiden durfte wann oder wie oft getrunken werden musste bzw. durfte!

Viele antike Autoren haben über dieses Ereignis berichtet. Einer davon ist der Grieche Lukian (2. Jh. n. Chr.), der die Saturnalien beschrieben hat (Vol. IV Saturnalia, Cronosolon und Briefe zu Saturnalia).  Hier nur ein kurzer Auszug: „Alle Geschäfte, seien sie öffentlich oder privat, sind an den Festtagen verboten, außer solchen, die dem Sport, dem Trost und der Freude dienen. Keiner soll seinen Neigungen nachgehen, außer Köchen und Bäckern.“

Heutzutage erkennen wir einige Bestandteile der Saturnalien in mehreren modernen Feiertagen bzw. Festen:

– das Beschenken zu Weihnachten, zum Nikolaus oder zu den Heiligen Drei Könige

– das „verkleiden“ zu Fasching: wir schlüpfen in die Rolle einer anderen Berufsgruppe 

– das Auserwählen eines „Königs“ zu den Heiligen Drei Könige in Frankreich und Teile Deutschlands

Für den Althistoriker Theodor Kissel ist Saturnalia eine Mischung aus Gottesdienst und Karneval.

Saturn-Tempel am Forum Romanum in Rom – Wikipedia

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R wie …

Reenactment

Unter dem englischen Begriff Reenactment versteht man eine neue Inszenierung historischer Ereignisse. Diese Inszenierung oder Nachstellung sollte so authentisch wie möglich sein, also mit der passenden Kulisse, Bekleidung, Musik, Ausstattung usw… Üblicherweise werden konkrete Ereignisse aus der näheren Vergangenheit bis ins Mittelalter nachgespielt,  vereinzelt werden aber auch Episoden aus der Antike wieder zum Leben erweckt. Wichtig ist, dass Reenactment immer zeit- und ortsgebunden ist.

Der wissenschaftliche Ansatz spielt beim Reenactment eine zentrale Rolle: es geht hier wirklich darum eine Situation oder ein Ereignis aus der Vergangenheit so authentisch wie möglich durchzuspielen. Meistens sind es militärische Schlachten, die den Weg in die Öffentlichkeit finden, wie z.B die Schlacht gegen Napoleon bei Aspern.

Durchgeführt werden diese Reenactment durch Vereine, die sich zur Aufgabe gemacht haben die Geschichte wiedererlebbar zu machen. Sie werden teilweise auch für Dokumentarfilme oder von Museen gebucht,  um vor Publikum zu spielen.

Reenactment und experimentelle Archäologie (Link!) werden immer wieder zusammengebracht, da beide eine Platform für den Austausch von Erfahrungen und Experimente bieten. Im Gegensatz dazu gibt es auch noch die LARP (live Action role playing). Hier steht der Spaßfaktor im Vordergrund, die historische Authentizität allerdings nicht. Auch wenn die meisten Spiele auf historische Zeiten zurückgreifen,  werden sie mit viel Fantasy vermischt. Es handelt sich hier um Rollenspiele, wo jeder seine Figur zu einem größeren Thema selbst ausdenken kann.

Das älteste Reenactment führt ins Römische Reich zurück! Denn Schlachten wurden in Rom für die Bürger im Kolosseum nachgespielt, damit sie verstehen und mitbekommen, was in entfernten Provinzen gerade passiert. Auch im Mittelalter waren die Passionsspiele beliebt.

Reenactments werden nicht von allen Archäologen und Historiker gerne gesehen, da viele es als Spaß und unseriös ansehen. Dennoch hilft es einem breiten Publikum das Interesse und Verständnis für Geschichte und Ereignisse in der Vergangenheit erlebbar zu machen.

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Château de Montby (Frankreich) © Monamy

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Ode an die Freude am Essen – Beethovens Leibspeisen

Heute vor…

250 Jahre wurde Ludwig van Beethoven geboren. Im „Beethoven-Jahr“ 2020 kann ich es mir nicht nehmen lassen auch einen Beitrag zu seinen Essgewohnheiten zu leisten!

Wissen wir eigentlich was Ludwig van Beethoven gerne aß? Konnte er kochen? 

Über Beethoven (17.12.1770 – 26.03.1827) ist viel geschrieben worden. Unser Glück heute, denn so können wir uns ein relativ gutes Bild seines Lebens und seines Alltags machen. Er selbst schrieb vieles akribisch nieder und kontrollierte peinlichst genau was seine Speisekammer beinhaltete. Einige Blätter seiner Haushaltsbücher sind uns erhalten. Neben Briefen und Blättern dieser Haushaltsbücher sind die Konversationshefte wichtige Informationsquellen. Freunde und Bekannte äußerten sich auch immer wieder über seine (Tisch-) Manieren. 

Ofen im Haus der Musik

Beethoven war ein alleinstehender Mann mit empfindlichem Magen.  Das war einer der Gründe warum er genau auf seine Nahrung und die Qualität seiner Speisen achtete. Wie viele andere Musiker auch wird er wahrscheinlich bei Schülern, Freunden und Bekannten zum Essen eingeladen worden sein. 1805 besetzten Napoleons Truppen Wien.  Die Lebensmittelversorgung wurde schwieriger und die Qualität der Wirtshäuser schlechter. Dementsprechend stellte Beethoven, der nicht gut kochen konnte, eine Haushälterin ein (Brief von Beethoven an seinem Freund Nikolaus Zmeskall – November 1809). Lob gab es für die Haushälterin selten! 

Dass er nicht gut kochen konnte wurde von seinem Bekannten Ignaz von Seyfried 1803 schriftlich festgehalten. Dieser schildert ein Erlebnis als Beethoven einmal selbst für seine Gäste den Kochlöffel geschwungen hatte. Womöglich um sich (?) und allen zu beweisen, dass es nicht so schwer sein kann zu kochen.

Auszug aus einem Brief. In: Die gute Kocherey. Aus Beethovens Speiseplänen“ S.5.

Er war ein Künstler. Sein Fokus lag auf der Musik. Heutzutage würden wir sagen, er wäre ein Messi! Auf und unter den zwei oder drei Klavieren und in der gesamten Wohnung lagen zwischen Notenblättern und Kleidung Teller mit Essensresten, leere Flaschen und Bücher.

Eines seiner Leibgerichte war Fisch. Das war in dieser Zeit eher ungewohnt und deshalb teuer. Da er sich Fisch nicht leisten wollte um alleine davon zu essen, lud er immer wieder Freunde und Bekannte zum Essen ein. Man darf aber nicht vergessen, dass er einer Gesellschaftsschichte angehörte, die 4 bis 5 Speisen bzw. Gänge aß. In wohlhabenden bürgerlichen Familien bot man Gästen zwischen 5 und 6 Gänge. Freunde und Gäste schrieben ihm, dass 4 oder 5 “Schüsseln” (= Gänge) zu viel wären. Aber jeder, der schon einmal alleine gewohnt hat weiß, dass alleine zu essen keine Freude bereitet. Beethoven aß wenig wenn er alleine war und abends besonders wenig. Essen ist auch etwas Gesellschaftliches und da sind mehrere Gänge ganz normal. 

Wild stand ebenfalls auf Beethovens Speiseplänen. Seine Haushälterinnen wurden nach den Kochkriterien ausgesucht, ob sie Wild und Fisch zubereiten konnten!

Sonst aß Beethoven sehr gerne „mac n‘ cheese“ (Makkaroni mit Käse)!  Wobei er unter Makkaroni nicht die Nudeln mit Loch meinte, sondern das, was wir heute als Spaghetti kennen. Der Käse war meistens Parmesan…

Um diesen Blogeintrag zu schreiben, habe ich mich zum größten Teil an einen Besuch im Haus der Musik (www.hausdermusik.com) erinnert und dem sehr interessanten Buch „Die gute Kocherey. Aus Beethovens Speiseplänen“ bezogen. Das Kunstmuseum Bonn hat ebenfalls über dieses Thema geschrieben. Des weiteren hat der ORF III einige Sendungen im November 2020 zu Beethoven gebracht.

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Q wie …

Quellen

Woher wissen wir so vieles über unsere Vorfahren?  Quellen helfen uns in diesem Fall weiter. Was sind Quellen? Quellen sind „alle Texte,  Gegenstände oder Tatsachen,  aus denen Kenntnis der Vergangenheit gewonnen werden kann“. So definiert der deutsche Historiker Paul Kirns (1890 -1965) den Begriff Quelle  in seiner „Einführung in die Geschichtswissenschaft. Natürlich muss die Forschungsrichtung bzw. das Forschungstehema des jeweiligen Forschers berücksichtigen,  denn es können andere Definitionen hinzugefügt werden. Sekundärliteratur sind keine Quellen. Diese sind moderne Fachliteratur. Eine Quelle wäre z.B die Tontafel 4644 aus der Yale Babylonian Collection, worauf einige Rezepte aus der Zeit von Hammurabi zu lesen sind. Sekundärliteratur sind alle Abhandlungen zu dieser Tontafel wie Übersetzungen,  Kommentare oder Analysen zum Inhalt.

Für meinen Bereich der Essgewohnheiten in der Antike gibt es verschiedene Arten von Quellen: Texte und Inschriften für Mesopotamien und das Römische Reich (Rezepte oder sogar Kochbücher, Rationenlisten, Lieferlisten an den Palast,  usw…), archäologische Befunde wie Müllgruben (mit Essensreste oder Küchenabfälle), Kochinstallationen (Feuerstelle, Küchen usw…) oder Funde (zum Unterschied zwischen Funde und Befunde siehe meinen Beitrag zum Thema „Grabung) wie Töpfe (ganz oder zerbrochen), bildliche Darstellungen von Festen oder Essensszenen (Wandmalereien aus Pompeji oder die Wandreliefs in den assyrischen Palästen), Gefässe aber auch verkohlte Samenreste, die Dank der Archäobotanik analysiert werden können.

All diese Informationen aus verschiedenen Quellen ermöglichen uns mehr oder weniger genaueren Blick in antike Kochtöpfe werfen zu können!

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Gefangene bekommen Essen,  Neuassyrisches Reich

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P wie …

Pfahlbauten

Pfahlbauten sind Holzbauten, die auf Pfählen gebaut wurden.  Sie befinden sich in der Nähe von Flüssen oder Seen aber auch Sümpfe und Meere. Pfahlbauten kommen immer in Verbindung mit Wasser vor. Man kennt sie auch unter dem Begriff „Seeufersiedlung“ oder „Palafite“. 

Pfahlbauten gibt es seit der Steinzeit bis in die Gegenwart. Besonders im Alpenraum (Frankreich,  Schweiz, Deutschland, Österreich, Italien und Slowenien) sind viele dokumentiert. Diese datieren in die die Zeit zwischen dem 5. und dem 1. Jh. v. Chr..  Heutzutage begegnet man sie eher in Südostasien, wo sie in Hotelanlagen oder als Restaurants zu sehen sind, oder in Südamerika und Neuguinea.

Die Pfahlbauten aus der Vor- und Frühgeschichte standen nicht im Wasser sondern in dessen unmittelbarer Nähe. Erst mit dem Anstieg des Wasserspiegels wurden sie überflutet. 

Warum wurde die Bauweise bevorzugt? Archäologen erkennen drei Gründe für diese Holzbauten:

  1. Die Bauten wurden in der Nähe von Wasser gebaut. Die Gefahr einer Überschwemmung waren Realität. Mit erhöhten Wohnbauten schützten die Menschen sich und ihre Güter.
  2. Die Menschen sammelten und produzierten lebensnotwendige Vorräte und Alltagsgegenstände. Besonders die Lebensmittel zogen Raubtiere an. Die Pfahlbauten waren ein Schutz vor Tieren,  die nicht durch einfache Leitern auf die erhöhten Plattformen steigen konnten.
  3. Diese einfachen Leitern bestanden meistens aus einem langen Stamm, in dem Einkerbungen für die Füße geschnitzt wurden. Auch für Menschen war der Weg hinauf nicht einfach. Wer keinen unerwünschten Besuch haben wollte,  konnte die Leiter einfach hinaufziehen. Die Pfahlbauten waren auch gegen benachbarten (eventuell verfeindeten) Menschen ein Schutz.

Die ersten Pfahlbauten wurden 1853 im Zürichersee entdeckt. 2011 wurden 111 steinzeitlichen Pfahlbausiedlungen aus der Schweiz,  Deutschland, Frankreich, Österreich, Italian und Slowenien auf die Liste des UNESCO Weltkulturerbes registriert. 56 fundorte liegen in der Schweiz! 

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Lac de Chalain © Monamy

Leider sind die Fundorte in Frankreich (lac de Chalain und lac de Clairvaux) nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Lediglich ein verrostete Schild weist auf eine steinzeitliche Siedlung hinter einem hohen Zaun hin.  Dafür kann ich das Pfahlbautenmuseum in Unteruhldingen am Bodensee jedem ans Herz legen. Die nachgebauten Häuser geben einen sehr guten Eindruck, wie sie damals errichten wurden.  In Österreich sind in Seewalchen, am Mondsee und am Attersee viele Stationen am Ufer mit Erklärungen für Besucher aufgestellt worden. Auch Taucher können unter Wasser zwischen nachgebauten Pfahlbauten schwimmen.

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Pfahlbauten in Unteruhldingen © Monamy

 

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O wie …

Obsidian

Obsidian ist ein glasartiges vulkanisches Gestein, das reich an Kieselsäure ist. Grau, dunkelgrün, rot oder schwarz, stammt es von einer sauren Lava.

Laut Plinius dem Älteren würde der Name von Obsius stammen, einer Person aus dem antiken Rom, die zum ersten Mal über die Anwesenheit dieses Gesteins in Äthiopien berichtete. Aber Philologen verbinden diesen Namen mit dem lateinischen „obsidio“, auf Deutsch „einkreisen“

Obsidian wurde in der Vorgeschichte zur Herstellung von Abschläge für Waffen und Werkzeuge verwendet. in der Steinzeit gibt es viele Spuren der Obsidianverwendung in Südeuropa, wo eine Form des Handels und des Transports von Stein aus den Vulkanen des heutigen Italiens entstanden ist. Obsidianwerkzeuge wurden bei Ausgrabungen, insbesondere in Südfrankreich, gefunden. Mit dem Aufkommen des Neolithikums im westlichen Mittelmeerraum vor 8.000 Jahren wurden Netzwerke des Austauschs zwischen den verschiedenen agropastoralen Gemeinschaften eingerichtet, die vier Jahrtausende lang aktiv blieben.

Für alle, die gerne die TV-Serie „Game of Thrones“ anschauen, der „Glasdrache“ bezieht sich auf Obsidian, um gegen die Weißen Wanderer zu kämpfen.

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N wie …

Neolithische Revolution

Jäger und Sammler sind je nach Jahreszeit gewandert und lebten ein rein nomadisches Leben. Mit der Zeit lernten sie Getreide zu pflanzen und domestizierten Tiere. Doch so gegen 12.000 v. Chr. begann ein Umbruch in der Geschichte des Menschen: Er entschied sich sesshaft zu werden und veränderte somit für immer die Art zu Leben,  seine Kommunikation und auch unsere Essgewohnheiten!

Die Gründe für diese Veränderung sind noch nicht endgültig erforscht. Archäologen diskutieren noch immer wieso der Mensch sich dieser drastischen Entwicklung unterzog. Sie ebnete den Weg zur Zivilisation mit der Entstehung von Dörfer, die Entdeckung der Schrift und in weiterer Folge die Gründung von Städte und Reiche. Eine Erklärung könnte sein, dass der Mensch immer mehr Tiere für Nahrung hielt. Dies schränkt ihn in seiner Bewegung ein, genauso wie der Transport von älteren oder kränkelnden Menschen und Kinder.

Die Landwirtschaft und der Ackerbau wurden mit großer Wahrscheinlichkeit zuallererst im Nahen Osten betrieben. Die Neolithische Revolution fand aber sicherlich nicht über Nacht statt! Sie dauerte über Jahrhunderte an. Bestimmt ging gleichzeitig an verschiedenen Orten eine Veränderung vor sich.

Durch die Sesshaftwerdung stieg die Bevölkerung,  durch die Landwirtschaft konnten mehr hungrige Bäuche gefüllt werden. Aber die Menschen wurden von der Ernte abhängig,  die selbst vom Wetter beeinflusst wurde. Missernten und Hungersnöte sind neue Phänomene, mit denen der Mensch  lernen musste umzugehen. Weitere Veränderungen sind im Skelett der menschen erkennbar: die Körpergröße nimmt ab und die Lebenserwartung sank durch Krankheiten und Epidemien.

Auch in der Organisation dern Menschen hat sich vieles verändert: ein kristallisierte sich eine zentrale Entscheidungskraft und ungleiche soziale Schichten wurden erkennbar. Unsere Gesellschaft war geboren….

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Urgetreide     ©Monamy

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M wie …

Mumie

Eine Mumie ist die Überreste eines Menschen oder eines Tieres, die vor der Verwesung geschützt wurde. Dieser Schutz kann sowohl gewünscht sein (Mumifizierung) oder zufällig bzw. von selbst auf natürlichem Weg passieren (Mumifikation). Eine Mumie entsteht wenn die Zerstörung durch Bakterien, Insekten und Selbstauflösung abgestorbener Körperzellen (Autolyse) unterbunden werden kann.

Bei der Mumifikation muss die Umgebung entweder sehr trocken sein, oder ständig mit Luft durchströmt sein, damit die Feuchtigkeit verdunstet, oder konstant unter dem Gefrierpunkt sein oder auch ziemlich säurehaltig, wie in einem Moor. Beispiele für Mumifikation sind „Ötzi“, der „Tollund-Mann“ und Mumien von Guanajuato. Sie datieren in verschiedene Epochen von der Steinzeit bis in die Gegenwart und finden sich auf fast alle Kontinente.

Die Mumifizierung wird vom Menschen künstlich hergestellt. Dafür werden die Organe  entfernt und der Körper einbalsamiert. Am besten bekannt sind die ägyptische Leichen von Menschen und Tieren, auch wenn es in vielen anderen Kulturen ebenfalls Mumien gab: „xaxo“ auf den kanarischen Inseln, die in Ziegenfellen eingenäht wurden,  oder die in sitzender Position eingewickelte Menschen in Peru, oder auch die buddhistischen Mönche in Japan, die Selbstmumifizierung praktizierten. 

Mumien faszinieren noch heute, wie die Fülle an Romanen zeugt. 1827 erschien das Buch „The Mummy“ und diente als Vorlage für unzählige Verfilmungen, in denen Mumien auch Untote genannt werden. 

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Babymumie aus Peru – Archäologie-online.de

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L wie …

Luftbildarchäologie

Unter dem Begriff Luftbildarchäologie versteht man einerseits die Beobachtung aus der Höhe von archäologischen Bodenstörungen (Mauern, Bewuchsmerkmale usw…) und andererseits die Aufnahmen von archäologischen Fundstellen aus der Luft. Diese Aufnahmen können entweder durch Flugzeuge, Hubschrauber, Ballone oder Satelliten aufgenommen werden. Neuerdings werden auch Drohnen eingesetzt.

Um einen geeigneten Ort für eine Forschungsgrabung auszusuchen, werden im Vorfeld Luftbilder gemacht und ausgewertet. Dann folgt eine Landbegehung (auch Prospektion genannt) und erst anschließend wird das genaue Grabungsgebiet vermessen und abgesteckt.

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Bodenbeschaffenheit und Bodenbewuchs – Wikipedia

Aber auch um Anzeichen von Veränderungen (Witterungsbedingt oder durch Menschen zerstört) bei Bodendenkmäler kommt die Luftbildarchäologie zum Zug. Da wir in Europa immer öfter sehr trockene Sommer haben, nutzen Archäologen die Luftbildarchäologie um neue noch im Boden verborgene Fundorte zu entdecken. Ein Beispiel dafür wurde viel in den Medien diskutiert: Deutschland. Auch wie das Getreide wächst, sagt uns was darunter im Boden sein könnte. mit Hilfe der Luftbildarchäologie kann man sich ein besseres Bild machen.

 

Die Luftbildarchäologie ist eher zufällig entstanden: bei einer Militärübung 1906 über Salisbury (England) wurde ein Leutnant vom Wind abgetrieben und überflog Stonehenge. Geistesgegenwärtig richtete er seine Kamera auf den Steinkreis und machte Photos!

 

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K wie …

Königsgrab von Qatna

Ich hatte das Glück bei Grabungen in Mishirfeh (Syrien) teilzunehmen. Während meines Studiums in Beirut (Libanon) hatte ich Professoren aus dem Libanon, Frankreich und Syrien. Darunter auch Michel al-Maqdissi vom damaligen syrischen Antikendienst, der die Grabung in Mishirfeh leitete. Der Fundort wurde schon in den 1920er durch Du Mesnil du Buisson, einem französischen Jesuiten-Pater erforscht. Doch damals wurden nur wenige Funde ans Tageslicht gebracht, darunter Skelette, Waffen, Tongefässe und Teile einer ägyptischen Spinx. Ein Palast aus dem 14. Jh. v. Chr. wurde ebenfalls gefunden. Die moderne Grabung war von 1999 bis 2011 eine internationale Kooperation zwischen dem syrischen Antikendienst, der Universität Tübingen (Prof. Peter Pfälzner) und der Universität Udine (Prof. Daniel Morandi Bonacossi). 

Qatna, wie der antike Name der Stadt lautet, ist nicht nur aus den Grabungen des 20. Jhs. bekannt, sondern auch aus vielen Texten und Briefen. Es soll schon eine ältere Siedlung gegeben haben, doch im 2. Jh. war Qatna ein wichtige Metropole, die den Handel zwischen Ägypten und Mesopotamien und teilweise dem Hethiterreich kontrollierte.

2002 wurde unterm Palast eine unversehrt Grabanlage gefunden. Gehofft hatten wir schon im Sommer auf außergewöhnliche Funde, da ein langer Korridor mit Türen und Keilschrifttexte ausgegraben wurden. Als er immer tiefer und sogar um eine Ecke ging und da in einem tiefen Schacht endete, waren alle angespannt. Diese Vorkammer konnte nur eines bedeuten: es muss ein Grab geben. Da wir unter einem Palast sind, kann es nur ein Königsgrab sein. Nun stellte sich die Frage in welchem Zustand sei das Grab: schon in der Antike geplündert oder noch vollkommen unberührt? Bald wurde tatsächlich die Erde lockerer und ein schwarzes Loch entstand. Mit einer Taschenlampe erkannten wir Gefässe und es glitzerte! Um die Gesundheit des Teams nicht zu gefährden, wurden Proben entnommen und auf Schimmelpilze analysiert. Erst nach eintreffen der Resultate konnte mit den Arbeiten in der Gruft begonnen werden. Die Grabungskampagne wurde zwei Mal verlängert. Am 23. Dezember reisten die letzten Mitglieder nach Hause!

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Eingang des Grabes

Mishirfeh-Qatna befindet sich ca. 180km nordöstlich von Damaskus und ca. 18km von Homs entfernt. Die Erfahrungen, die ich dort sammeln durfte, sind unbeschreiblich und ich kann verstehen wie Howard Carter vor der Grabkammer Tutanchamun stand und gleichzeitig fasziniert und sprachlos war.

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Blick ins Grab

Ich durfte damals keine Fotos machen, deshalb stammen alle Bilder hier von der offiziellen Homepage www.qatna.de. Hier kann auch eine genaue Beschreibung der Grabung und der Funde nachgelesen werden.

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