Saturnalia oder Saturnalien
Ursprünglich war es ein Fest der Bauern am 17. Dezember im römischen Reich, ein Fest um die Wintersonnwende. Es stand in Verbindung mit dem Ende der Winteraussaat und wurde zu Ehren vom Gott Saturn (Gott der Aussaat oder des Ackerbaus) gefeiert. Der Gott Saturn wird oft mit einer Sichel und / oder Getreide abgebildet. Der Ackerbau wird als Grundlage der Zivilisation angesehen: „saturare“ bedeutet „sättigen“ auf Deutsch. Mit der Zeit wurde es zu einem Fest mit Opfer und grosses Gelage. Erst ab 45 v. Chr. wurde es ein mehrtägigen Fest vom 17. bis 23. Dezember.
An diesem Tag bzw. in dieser Woche waren alle öffentlichen Gebäude bzw. Einrichtungen geschlossen: es wurde keine Rechtsprechung durchgeführt und es wurde nicht gearbeitet. Zuerst gab es ein Opfer vor dem Tempel von Saturn, einer der ältesten Tempel auf demForum Romanun in Rom und anschließend öffentliche Speisungen.
Bei privaten Feiern trugen die Männer keine Toga sondern bequeme Tuniken und pillei – eine Kopfbedeckung, die normalerweise nur freigelassen Skalven trugen. Die Grenzen zwischen Sklaven und Herren wurden aufgehoben und sie tauschten die Rollen! Die Sklaven wurden durch die Herren bedient. Der Philosoph Seneca nannte es die „verkehrte Welt“! Im Gegensatz zum restlichen Jahr wurde das Würfelspiel geduldet. Zum Saturnalia-Fest beschenkten sich auch die Menschen. Während des Festes wurden (Spot-) Gedichte oder Rätsel aufgesagt. Des weiteren wurde ein saturnalicus princeps (Fürst) oder rex bibendi (Trinkkönig) gewählt, der entscheiden durfte wann oder wie oft getrunken werden musste bzw. durfte!
Viele antike Autoren haben über dieses Ereignis berichtet. Einer davon ist der Grieche Lukian (2. Jh. n. Chr.), der die Saturnalien beschrieben hat (Vol. IV Saturnalia, Cronosolon und Briefe zu Saturnalia). Hier nur ein kurzer Auszug: „Alle Geschäfte, seien sie öffentlich oder privat, sind an den Festtagen verboten, außer solchen, die dem Sport, dem Trost und der Freude dienen. Keiner soll seinen Neigungen nachgehen, außer Köchen und Bäckern.“
Heutzutage erkennen wir einige Bestandteile der Saturnalien in mehreren modernen Feiertagen bzw. Festen:
– das Beschenken zu Weihnachten, zum Nikolaus oder zu den Heiligen Drei Könige
– das „verkleiden“ zu Fasching: wir schlüpfen in die Rolle einer anderen Berufsgruppe
– das Auserwählen eines „Königs“ zu den Heiligen Drei Könige in Frankreich und Teile Deutschlands
Für den Althistoriker Theodor Kissel ist Saturnalia eine Mischung aus Gottesdienst und Karneval.